Sportfischer-Verein Oldenburg e.V.

Fischereischutz seit 1909

Unverhofft kommt oft …

„Hast du Lust eine Runde auf Barsch zu gehen?“ Mit dieser Frage meines Angelfreundes Christoph begann der wohl aufregendste Angeltag seit vielen Jahren für mich. Am Donnerstag, den 18. Juli fuhren Christoph und ich mit einem Schlauchboot auf den großen Bornhorster See hinaus. Eine Tour, die wir in den vergangenen Jahren schon häufig unternommen hatten. Zielgerichtet steuerten wir bekannte Fangplätze für Barsche an, auf die wir es abgesehen hatten. Wir hofften auf ein paar kapitale Burschen und testeten einige Köder mit unseren ultraleichten Barschruten. Wenige Tage zuvor hatte ich mir erst eine neue „5g - Barschpeitsche“ von Abu Garcia gekauft und wollte diese am Wasser testen. Der Fangerfolg beschränkte sich in den ersten beiden Stunden leider nur auf ein paar untermaßige Exemplare, die alle wieder schwimmen durften und der Frust wuchs langsam, hatte man sich doch so viel vom schönen Angeltag erhofft. Wir beschlossen daher weitere Stellen im See anzufahren. Ich schaltete das Echolot ein und ruderte los. Das Gerät zeigte schnell 10-12 Meter Tiefe an, in der erfahrungsgemäß keine Barsche zu erwarten waren. Dennoch warf ich meine Rute aus und zog einen kleinen Spinner hinterher. Nur wenige Paddelschläge später neigte sich meine Spitze zum Wasser, sodass ich erst an einen Hänger glaubte. Eine Tatsache, die mir angesichts der Wassertiefe aber unwahrscheinlich vorkam. Ich ergriff die Angel und spürte sofort, dass sich etwas ganz Großes meinen Köder geschnappt hatte. Der Fisch tauchte zum Grund ab und blieb dort einige Minuten fast regungslos stehen. Lediglich ein paar Bewegungen nach links und rechts waren zu bemerken, aber an ein Hochpumpen war nicht zu denken. Schon gar nicht mit einer 5g – Barschrute und 1000er Rolle. So blieb uns nichts weiter übrig die Schnur auf Spannung zu halten und abzuwarten, was das Tier mit uns vorhat. Nach etwa 10 Minuten kam dann Bewegung ins Spiel. Zum ersten Mal konnte ich ein paar Kurbelumdrehungen machen und den Fisch zum langsamen Auftauchen animieren. Dabei musste ich sehr vorsichtig Druck machen, da ich beim Barschangeln mit Fluorocarbon-Vorfach angelte und die Gefahr eines Abrisses groß erschien. Das Verhalten des Seebewohners war schwer zu interpretieren, sodass wir im Boot rätselten, was wir wohl an der Rute hatten. Die Vermutungen reichten von Hecht über Karpfen und Zander bis hin zu einem Wels. Es sollte jedoch noch weitere 10 Minuten dauern, bis wir zum ersten Mal Gewissheit bekamen und der Fisch sich mit seiner Schwanzflosse an der Oberfläche zeigte. Ein wirklich großer Hecht hatte sich meinen Barschköder geschnappt und brachte meine Angel und meine Geduld an ihre Grenzen. Mittlerweile hatte uns der Wind gut 300 m über den See geschoben und wir kamen dem Ufer mit seinen Wasserpflanzen bedrohlich nahe. Es wurde also Zeit den Fisch zu landen. Nach etwa 30 Minuten war es dann so weit. Die dicke Hechtdame war bis an die Oberfläche mitgeschwommen und konnte gekeschert werden … aber wie? Ich hatte meinen Raubfischerkescher zwar an Bord, aber für solch einen Fisch war dieser nicht ausgelegt. Mein Freund Christoph musste es dennoch versuchen und fädelte das Gerät gekonnt über den massiven Kopf des Ausnahmefisches, sodass sich das Tier im Bogen in den viel zu kleinen Kescher legte. Erst jetzt realisierte ich, was ich da gefangen hatte und stieß unter Gänsehaut mehrfach Rufe der Erleichterung aus. Am Ufer angelangt, konnten wir unser Glück nicht fassen. Spätere Messungen ergaben eine Länge von 122 cm bei einem Gewicht von 14,7 kg. Ein Fisch, wie ich ihn sonst nur aus Angelzeitschriften kannte. Besonders stolz bin auf die Art des Fanges, denn es ist nicht selbstverständlich einen solchen Rekordfisch mit einem so leichten Gerät zu bändigen. Des Weiteren gilt mein Dank meinem Angelfreund Christoph, der mich während des Drills unterstützte und wesentlich am Gelingen dieser Aktion beteiligt war. „Wir wollten doch nur auf Barsch.“

Petri … Stephan Lembke 


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